Was ist das SDG-Monitoring?

Die Agenda 2030 legt fest, dass alle Staaten „regelmäßige und alle Seiten einbeziehende Überprüfungen der Fortschritte auf nationaler und subnationaler Ebene“ durchführen sollen. Diese Überprüfung des Umsetzungsstandes der SDGs wird SDG-Monitoring genannt. Es ist das zentrale Instrument, um die Nachhaltigkeitspolitik nachzuverfolgen und den Fortschritt der SDGs nachzuvollziehen. Um die umfangreichen Nachhaltigkeitsziele messen zu können, hat sich die internationale Staatengemeinschaft auf insgesamt 169 Unterziele geeinigt und 231 internationale SDG-Indikatoren verhandelt. Die Inter-agency and Expert Group on SDG indicators auf UN-Ebene entwickelt das Indikatorenset stetig weiter. Bei einem jährlichen Fine-Tuning werden kleinere Anpassungen vorgenommen, alle fünf Jahre wird das gesamte Indikatorenset überarbeitet. Für den Aufbau eines nationalen SDG-Monitorings, welches den Fortschritt der nationalen SDG-Umsetzungspläne verfolgt, ist jedes Land selbst verantwortlich. Das bedeutet, jeder Staat kann selbst entscheiden, welche dieser Indikatoren für das Monitoring eines SDGs verwendet werden. Auch die Erhebung der Daten muss jeder Staat selbst durchführen. Aus diesem Grund finden sich weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher Monitoring-Ansätze. Damit sich die Staaten in regelmäßigen Abständen gegenseitig über ihre Fortschritte unterrichten und austauschen, laden die Vereinten Nationen jährlich zum sogenannten High-Level Political Forum on Sustainable Development (HLPF, dt. Hochrangiges Politisches Forum für Nachhaltige Entwicklung) in New York ein, einem UN-Gremium zur Abstimmung der globalen Nachhaltigkeitspolitik. Vor dem mehrtägigen Treffen haben die Mitgliedsstaaten die Möglichkeit einen Voluntary National Review (VNR, dt: Freiwilliger Nationaler Staatenbericht) über den nationalen Umsetzungsstand einzureichen und diesen auf dem HLPF vorzustellen. Zudem besteht die Möglichkeit anderen Staaten Fragen zum Umsetzungsstand zu stellen und Feedback zu geben.

Wie wird der Umsetzungsstand der SDGs in Deutschland gemessen?

In Deutschland erfolgt das Monitoring der Agenda 2030 durch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS). Sie ist das zentrale Instrument für die Nachverfolgung und Überprüfung der nationalen Nachhaltigkeitspolitik. Erstmals wurde im Jahr 2002 eine Nationale Nachhaltigkeitsstrategie von der Bundesregierung verabschiedet. Die Einführung nationaler Nachhaltigkeitsstrategien war wichtiger Bestandteil der Agenda 21, die auf dem Weltgipfel in Rio 1992 verabschiedet wurde. Seit 2004 wird die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie in einem vierjährigen Rhythmus fortgeschrieben. Mit der Verabschiedung der SDGs wurde sie überarbeitet und 2016 in die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie überführt, die seither entlang der SDGs ausgerichtet ist. Sie legt fest mit welchen Indikatoren der Fortschritt gemessen wird und welche Maßnahmen zur Umsetzung der SDGs ergriffen werden. Alle zwei Jahre veröffentlicht das Statistische Bundesamt einen Indikatorenbericht zum Umsetzungsstand. Diese Analysen fließen wiederum in die Weiterentwicklung der DNS ein. Der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung ist das zentrale Gremium, welches die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie begleitet und an deren Weiterentwicklung mitwirkt. Beschlossen wird die Weiterentwicklung der DNS vom Kabinett unter Beteiligung der Öffentlichkeit.

Kritik an der DNS

Obwohl die DNS das offizielle SDG-Monitoring-Tool Deutschlands ist, sind nur 35 der 72 Indikatoren der DNS internationale SDG-Indikatoren. Mehr als die Hälfte der Indikatoren sind eigene, nationale Indikatoren und haben somit keinen direkten Bezug zu den SDGs. Die fehlende Deckungsgleichheit der Indikatoren macht die DNS in ihrer bisherigen Form zu einem ungeeigneten SDG-Monitoring-Tool. Hinzukommt, dass durch die geringe Anzahl an Indikatoren in der DNS kein umfangreiches Bild des Umsetzungsstandes gezeichnet werden kann. Damit werden wichtige Themen nicht beleuchtet und ein verzerrtes Bild des Umsetzungsstandes wiedergegeben. Aber nicht nur die Auswahl der Indikatoren der DNS ist unzureichend, um die SDGs abzubilden, auch die Zielsetzung ist bei vielen Indikatoren nicht ambitioniert genug, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen und die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen. Der Indikatorenbericht 2021 zeigt, dass sich mehr als ein Drittel der 72 Indikatoren der DNS entweder zu langsam oder sogar entgegen der gewünschten Richtung bewegen. Sie sind sogenannte „Off-Track-Indikatoren“ – Indikatoren, bei denen die gesteckten Ziele voraussichtlich nicht erreicht werden können. Bei diesen Indikatoren ist eigentlich besonders schnelles und effektives Handeln gefragt, um die Fehlentwicklungen eindämmen zu können. Die bloße Aussage der Bundesregierung in der DNS, dass sie die Entwicklung dieser Indikatoren aufmerksam verfolgt, reicht nicht aus, um die Entwicklung auf den richtigen Weg zu bringen.

Zivilgesellschaftliches SDG-Monitoring

Um das offizielle deutsche SDG-Monitoring zu ergänzen und zu korrigieren, haben zivilgesellschaftliche Akteure ein eigenes umfangreiches Monitoring-Konzept entwickelt: 2030Watch. Darin wurden die Daten des offiziellen SDG-Monitorings Deutschlands (der DNS), eigenen, teils neu entwickelten und erhobenen Daten und Indikatoren gegenübergestellt. Die Gegenüberstellung der Ergebnisse zeigt, wie unterschiedlich der Umsetzungsstand der SDGs, je nach Auswahl von Daten und Indikatoren, bewertet werden kann. Schau es dir hier selbst an.